Buchrezension LEHMBAUKULTUR

BUCHREZENSION

Wer glaubt, dass “Lehmbaukultur – Von den Anfängen bis heute” ein Nachschlagewerk ist, in dem es nur darum geht stumpf und chronologisch die Lehmhäuser unserer Welt aufzuzählen, der soll garantiert überrascht werden. Das Buch zählt in meinen Augen eindeutig zu den Must Haves der Lehmbau Literatur. Warum? Das sage ich euch hier:


NEU*NEU*NEU

Bei der Lieferung des Buches erreicht mich kiloweises Lehmbauwissen. Und das meine ich buchstäblich. Zu Beginn kann das Buch mit seinen 512 Seiten recht massiv wirken, aber 800 Abbildungen, 30 Aufsätze und viele Lehmbau Projektbeispiele später ist es eine Quelle der Inspiration, die sich als leicht lesbar herausstellt. 

Durch die Zwischenüberschriften und recht kurz gehaltenen Objektbeschreibungen kann man dem Inhalt sehr gut folgen, ohne in einem Meer aus Informationen zu ertrinken. Sachverhalte, Themen, Bilder und Aussagen lassen sich auch schnell wieder finden, da sie klar formatiert sind und in ein hübsches Layout gepackt wurden. Aber nun von Anfang an…

Fühlen!

Die Einleitung von Jean Dethier mit dem schönen Titel “Plädoyer für den Lehmbau” liest sich wie eine Liebeserklärung. Er beschreibt seine über lange Jahre gesammelten Erfahrungen und Eindrücke mit packender Klarheit und bringt sie in aktuellen Kontext. Diese Liebe zum Thema erlebt man auch in der Zusammenarbeit mit seinen Kollegen und Gastautoren, die durch ihre kritischen und aussagekräftigen Beiträge einen wichtigen Anteil am Buch haben. 

Denken!

Dethier zeigt in seiner Neuerscheinung die gesamte Dimension des Lehmbaus auf. Gemeinsam mit seinen Gastautoren spannt er mit Bildern, Texten und Grafiken einen großen Bogen von den Ursprüngen der Lehmarchitektur bis hin zu den großen Visionen im möglichen Umgang mit Lehm. Er legt wissenschaftlich, soziologisch, politisch und wirtschaftlich begründete Fakten dar und gibt zahlreiche Anreize, warum das Bauen mit Lehm in unserer Gegenwart und Zukunft eine große Rolle spielen muss. Der Klimawandel und die Erhaltung einer lebenswerten Welt stehen dabei im Fokus.

Zerrissen zwischen der heute nur wenig vorhandenen gesellschaftlichen Akzeptanz und unserer lehmbaureichen Weltgeschichte vermittelt Dethier hartnäckig. Denn es gibt tausendfach Beispiele und sehenswerte Bauwerke, die genau das bezeugen – nämlich, dass das Bauen mit Lehm durchaus eine Alternative zu unserer heutigen standardisierten Bauweise ist! Sein Hauptanliegen ist es, diese vorhandene Schüchternheit und Unsicherheit in unserer Gesellschaft in Vertrauen umzukehren.

Wie ginge das besser als mit Aufklärung? Beispiel für Beispiel führt er durch die 7 Kapitel seines Buches und zeigt mit den zahlreichen Lehmbautechniken, den generellen Vor- und Nachteilen eines Lehmbaus, den Gestaltungsmöglichkeiten und der sich daraus entwickelten Handwerkskunst was mit Lehm alles möglich ist.

Umdenken!

Dethiers Absicht wird beim Lesen schnell klar: Zum Umdenken anregen! Seine Ausführungen ziehen sich durch die Themenbereiche Konstruktion, Gestaltung, Kunst, Prototypen, Pädagogik, Bildung, Kultur, Entwicklungsländer, und vieles mehr. Gemeinsam mit seinen Gastautoren bietet er Handlungsstrategien an und zeigt Leuchtturmprojekte auf, die das Misstrauen eines jeden Zweiflers umkehren können. All das, um die Tauglichkeit und Notwendigkeit dieses Baustoffes zu beweisen und uns alle zum Umdenken anzuregen.

Mein Tipp!

Die 50 Jahre Erfahrung und Recherche machen dieses Buch, an dem Jean Dethier nach eigener Aussage zwei Jahrzehnte lang gearbeitet hat, zu seinem Lebenswerk. Und gleichermaßen zu einem mitreisenden Meisterwerk. Reichhaltig, informativ und überzeugend! Schon bei den ersten Worten des Plädoyers war ich an Bord…


Kommentare

2 Antworten zu „Buchrezension LEHMBAUKULTUR“

  1. Schöner Tipp leibe Sandra! Ich werde es mir besorgen und berichten. Beste Grüße aus Koblenz Gerd

    1. Super! Ich freue mich auf deine Meinung, Gerd.

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